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Teaching & Learning Academy
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Methoden ohne Technologie: Studierendenaktivität fördern

Besonders wirksam ist Lehre dann, wenn Studierende aktiv sind, sich austauschen und gemeinsam reflektieren. Oftmals sind es gerade bildschirmfreie Aktivitäten, die Aufmerksamkeit, Kreativität und nachhaltiges Lernen fördern. In diesem Artikel stellen wir eine Auswahl analoger Methoden vor, mit denen Sie Ihren Hörsaal in einen lebendigen Lernraum verwandeln können.

1. Bringen Sie Bewegung in die Lehre

Methoden, die physische Aktivität integrieren, fördern Interaktion, Aufmerksamkeit und Motivation – mit positiven Effekten auf den Lernerfolg der Studierenden (Doherty & Forés Miravalles 2019; Braybrook 2022). Neben dem gut bekannten Gallery Walk eignen sich auch noch andere Methoden zur Umsetzung „bewegter“ Lehre.

Geben Sie Ihren Studierenden eine Liste mit Aussagen („Finde jemanden, der …“) oder lassen Sie sie selbst Aussagen erstellen. Die Studierenden bewegen sich durch den Raum, stellen Fragen und suchen passende Personen. Die Aussagen können zum Kennenlernen auf persönliche Eigenschaften abzielen oder auch zur Wiederholung und Vertiefung von Kursinhalten genutzt werden.

Bitten Sie Ihre Studierenden, den Kursinhalt zu reflektieren und eine Frage oder ein Feedback auf ein Blatt Papier zu schreiben (oder geben Sie selbst eine Frage vor, auf die schriftlich eingegangen werden soll). Anschließend knüllen die Studierenden das Papier zu einem „Schneeball“ zusammen und werfen es durch den Raum. Auf Ihr Signal nimmt jede*r einen „Schneeball“ auf, liest den Inhalt und reagiert darauf – zum Beispiel durch Ergänzungen, Kommentare oder auch kurze Plenumsbeiträge.

Nutzen Sie die Ecken des Raums, um Ihre Studierenden zu aktivieren. Jede Ecke steht für eine Meinung, Einschätzung, Präferenz oder Antwortmöglichkeit. Sie können zum Beispiel kurze Multiple-Choice-Fragen vorbereiten oder eine These zur Diskussion stellen. Studierende positionieren sich entsprechend ihrer Meinung oder Einschätzung in einer der Ecken und diskutieren ihre Entscheidung in den geformten Gruppen. Anschließend können die wichtigsten Aspekte im Plenum zusammengetragen werden. Varianten dieser Methode sind „Positionslinien“ oder simples Aufstehen, um Ja/Nein-Fragen zu beantworten, wie Sie in diesem FLN Artikel nachlesen können.

Tipp: Eine Variante, die sich auch für große Lehrveranstaltungen eignet, ist die Verwendung der analogen Abstimmungskarten der Universität Bayreuth. Anstelle der vier Ecken des Raums heben Studierende eine der vier Karten (A-D) hoch, um ihre Antwort auszudrücken. Die Abstimmungskarten liegen im Lehrmittelraum neben dem neuen analogen Raum D4.1.200 für Sie zur Verwendung bereit. 

2. Nutzen Sie unterschiedliche Materialien

Haptische Erlebnisse - also das aktive Anfassen, Verschieben oder Gestalten - sind zwar in der Hochschullehre selten im Fokus, können aber auch bei Erwachsenen positive Effekte auf das Lernen haben (Manrique et al. 2024). Unterschiedliche Materialien können das gemeinsame Gestalten, die Ideenfindung und die Kreativität unterstützen. 

In Kleingruppen erhalten Studierende ein großes Blatt Papier, das sie in individuelle Felder sowie einen zentralen Bereich für gemeinsame Notizen unterteilen. Jede*r Studierende sucht sich eine Stiftfarbe aus und hält in dem ihr*ihm zugewiesenen Feld eigene Gedanken zu einer vorgegebenen Fragestellung fest. Optional können die individuellen Felder ausgeschnitten werden, damit jede*r zunächst nur den eigenen Bereich sieht. Nach der Einzelarbeit werden die Felder wieder aneinandergeklebt und die Ideen der Gruppe im zentralen Bereich zusammengeführt. Unterschiedliche Stiftfarben, Post-its oder kleine Symbole machen die individuellen Beiträge sichtbar und unterstützen das gemeinsame Ordnen und Verdichten der Ideen zu einem strukturierten Gesamtbild.

Mehr Details zur Placemat Methode finden Sie in diesem Kapitel der Teaching & Learning Academy.

Diese Methode eignet sich besonders, um Gedanken sichtbar zu machen und leise Stimmen einzubeziehen. Studierende halten ihre Ideen und Kommentare zu einer oder mehreren Leitfragen still auf einer Tafel, einem Whiteboard oder einem großen Plakat fest. Anschließend reagieren sie schriftlich auf die Beiträge der anderen, ergänzen oder verbinden diese. Durch das gemeinsame Schreiben, Markieren und Strukturieren mit unterschiedlichen Stiften, Stickern, Haftnotizen oder Magneten wird der Denkprozess sichtbar und zugleich haptisch erfahrbar.

Tipp: Im analogen Lehrraum der WU lässt sich die Methode besonders gut umsetzen, da für jede Studierendengruppe ein eigenes Whiteboard oder eine Pinnwand zur Verfügung steht.

In dieser Methode erhalten Studierende jeweils drei bis vier Post-its und notieren auf jedem eine Idee oder ein Konzept zu einer von Ihnen vorgegebenen Frage. Anschließend platzieren sie ihre Notizen an einer Wand oder einem Whiteboard/Flipchart. In einer anschließenden kollaborativen Phase ordnen die Studierenden die Notizen gemeinsam in Kategorien oder Themencluster. Diese Methode ermöglicht es, ein breites Spektrum an Ideen zu sammeln und gleichzeitig Zusammenhänge sichtbar zu machen.

Tipp: Post-its in verschiedenen Formen (Sprechblasen, Pfeile, Herzen etc.) machen die individuellen Beiträge nicht nur visuell unterscheidbar, sondern regen auch die haptische Wahrnehmung an.

3. Unterstützen Sie Austausch und Perspektivenvielfalt

Diskussionsbasierte Aktivitäten helfen Ihren Studierenden, Argumente zu entwickeln, unterschiedliche Sichtweisen einzunehmen und kritisches Denken zu stärken (Campo et al. 2023). Auch bei diesen Methoden ist keine Unterstützung durch digitale Tools nötig. Alternativen zum bekannten World Café sind die Fishbowl-Methode, das Kugellager oder auch der Heiße Stuhl.

Mit der Fishbowl-Methode schaffen Sie eine lebendige, strukturierte Diskussionsform, bei der sich aktive Beteiligung und aufmerksames Zuhören abwechseln. Ein kleiner Teil der Studierenden sitzt im inneren Kreis („Fishbowl“) und diskutiert aktiv, während der äußere Kreis zuhört und sich Notizen zu den Inhalten als auch dem Diskussionsablauf macht. Ein Platz im inneren Kreis bleibt frei, sodass Zuhörende in die Diskussion einsteigen können – etwa, wenn sie einen neuen Beitrag oder eine andere Perspektive einbringen möchten. Dafür wechselt jemand aus dem inneren Kreis nach außen. Durch das Wechselspiel aus Aktivität und Beobachtung entstehen dynamische Gespräche, die auch stilleren Studierenden Raum geben, sich einzubringen. Hier finden Sie eine genauere Anleitung der Methode sowie mögliche Variationen.

Mit der Kugellager-Methode bringen Sie Bewegung und Dynamik in Diskussionen. Die Studierenden stehen oder sitzen sich in zwei konzentrischen Kreisen gegenüber und diskutieren in kurzen Runden eine vorab definierte Frage-/Problemstellung. Nach Ablauf einer festgelegten Zeit rotiert der äußere Kreis (oder alternativ beide Kreise in entgegengesetzte Richtungen), sodass sich neue Gesprächspartner*innen gegenüberstehen und unterschiedliche Perspektiven aufeinandertreffen. Die Methode eignet sich für den Austausch zu verschiedenen Standpunkten, zum Wiederholen von Inhalten, zum Einstieg in neue Themen oder auch zum Kennenlernen am Beginn einer Lehrveranstaltung. Durch die vielen kurzen Gespräche üben Studierende, Argumente prägnant zu formulieren, zuzuhören und ihre Position im Verlauf zu schärfen.

Mit dieser dramapädagogischen Methode fördern Sie kritisches Denken, Argumentationsfähigkeit und Perspektivwechsel. Eine Person nimmt auf dem „heißen Stuhl“ Platz und übernimmt eine bestimmte Rolle oder Position – zum Beispiel eine historische Figur, eine*n Entscheidungsträger*in oder einfach eine gewisse Meinung. Die übrigen Studierenden stellen Fragen, hinterfragen Argumente oder regen die Diskussion an. Nach einer vereinbarten Zeit wechselt die Person auf dem Stuhl oder die Rollen werden getauscht. So erleben Studierende, wie sich unterschiedliche Perspektiven begründen lassen und üben, Standpunkte klar und reflektiert zu vertreten.

Tipp: Es kann auch mehrere Rollen und „heiße Stühle“ geben – dann ist der Ablauf ähnlich wie bei einer Podiumsdiskussion.

Sie sind neugierig geworden und möchten sich noch mehr Anregungen holen?

Eine umfangreiche Sammlung analoger Aktivitäten zur Aktivierung von Studierenden bietet Ihnen dieses Kapitel der Teaching & Learning Academy. Ideen für „bewegte“ Lehrmethoden finden Sie in diesem FLN-Artikel.

Quellen:

Braybrook, S. (2022). Why and how to bring physical movement into the classroom. Times Higher Education. Retrieved October 22, 2025. https://www.timeshighereducation.com/campus/why-and-how-bring-physical-movement-classroom

Campo, L., Galindo-Domínguez, H., Bezanilla, M.-J., Fernández-Nogueira, D., & Poblete, M. (2023). Methodologies for Fostering Critical Thinking Skills from University Students’ Points of View. Education Sciences, 13(2), 132. https://doi.org/10.3390/educsci13020132

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) – Geschäftsbereich Qualitätsentwicklung. Einfach Gute Methoden. World Café. Zuletzt aufgerufen am 22.10.2025. https://einfachgutelehre.uni-kiel.de/methoden/world-cafe

Doherty, A. & Forés Miravalles, A. (2019). Physical Activity and Cognition: Inseparable in the Classroom. Frontiers in Education, 4(105). https://doi.org/10.3389/feduc.2019.00105

Manrique, M. R., Mondragón, I., Flórez Valencia, L., et al. (2024). Haptic experience to significantly motivate anatomy learning in medical students. BMC Medical Education, 24(946). https://doi.org/10.1186/s12909-024-05829-w

Universität Bayreuth – Zentrum für Hochschullehre (ZHL). Abstimmkarten für interaktive Lehre. Zuletzt aufgerufen am 22.10.2025. https://www.zhl.uni-bayreuth.de/de/medien/abstimmkarten/index.html

Universität Zürich – Teaching Tools. Fishbowl. Zuletzt aufgerufen am 22.10.2025. https://teachingtools.uzh.ch/en/tools/fishbowl

University of Waterloo – Centre for Teaching Excellence. Active Learning Activities. Retrieved October 22, 2025. https://uwaterloo.ca/centre-for-teaching-excellence/catalogs/tip-sheets/active-learning-activities

Yee, K. (2024). Interactive Techniques for F2F Classes. University of Central Florida – Faculty Center for Teaching and Learning.  Retrieved October 22, 2025. https://fctl.ucf.edu/wp-content/uploads/sites/15/2019/02/interactive_techniques.pdf

Yu, L. (2021). Teaching in the Classroom: Activities Without Technology. Taylor Institute for Teaching and Learning, University of Calgary. Retrieved October 22, 2025. https://taylorinstitute.ucalgary.ca/resources/teaching-in-the-classroom-activities-without-technology